Das Haar ist ein sichtbarer Spiegel der inneren Gesundheit. Wenn das physiologische Gleichgewicht gestört ist, zeigt sich dies häufig durch einen diffusen Haarausfall, der oft mit einem telogenen Effluvium in Verbindung steht – einer Störung des natürlichen Haarwachstumszyklus. Wenn dieser Zustand länger als üblich anhält, spricht man von einem chronischen telogenen Effluvium.
Diese Form des nicht vernarbenden Haarausfalls sorgt bei Betroffenen, die über Monate oder sogar Jahre unter anhaltendem Haarverlust leiden, für große Besorgnis. Die Ursachen zu verstehen, den Verlauf zu erkennen und geeignete Behandlungsoptionen zu kennen, ist entscheidend, um die Lebensqualität zu verbessern und die Haare wieder nachwachsen zu lassen.
Ein chronisches telogenes Effluvium entsteht, wenn eine große Anzahl an Haarfollikeln vorzeitig in die Ruhephase (Telogenphase) übergeht, was zu einem verstärkten, gleichmäßigen Haarausfall auf der gesamten Kopfhaut führt.
Im Gegensatz zum akuten telogenen Effluvium, das in der Regel 2–4 Monate anhält und sich von selbst zurückbildet, bleibt das chronische Effluvium länger als 6 Monate aktiv – in manchen Fällen über Jahre – mit zyklischen Phasen intensiven Haarausfalls und teilweiser Erholung.
Es entstehen keine kahlen Stellen, aber es kommt zu einem sichtbaren Rückgang der Haardichte und oft auch zu einer psychischen Belastung der Betroffenen.
Diese Form des Haarausfalls kann beide Geschlechter betreffen, tritt jedoch häufiger bei erwachsenen Frauen zwischen 30 und 60 Jahren auf. Besonders gefährdet sind Frauen mit Anämie, Schilddrüsenunterfunktion, PCOS (polyzystisches Ovarialsyndrom) sowie Frauen nach langanhaltendem Stress oder hormonellen Veränderungen wie nach der Geburt oder dem Absetzen hormoneller Verhütungsmittel.
Zu den häufigsten Auslösern des chronischen telogenen Effluviums durch Stress gehören:
In vielen Fällen lässt sich kein eindeutiger Auslöser identifizieren, was die Diagnose erschwert und Unsicherheit bei den Patientinnen und Patienten hervorruft.
Die Dauer kann stark variieren. In manchen Fällen treten wiederkehrende Schübe über mehrere Monate oder Jahre auf, wobei sich Phasen der Besserung mit Rückfällen abwechseln.
Ohne angemessene Behandlung kann der Haarausfall lange bestehen bleiben und langfristig das Volumen beeinträchtigen.
Eine häufige Frage lautet: Wächst das Haar nach einem telogenen Effluvium wieder nach?
Die Antwort lautet: Ja, chronisches telogenes Effluvium ist reversibel. Es handelt sich nicht um vernarbenden Haarausfall – die Haarfollikel sind nicht zerstört, sondern inaktiv. Mit einer gezielten Therapie lässt sich das Haarwachstum schrittweise reaktivieren.
Die Behandlung sollte individuell erfolgen und sich an der Ursache orientieren. Eine interdisziplinäre Herangehensweise aus Dermatologie, Innerer Medizin und Ernährungsberatung hat sich als sehr effektiv erwiesen.
Wenn zusätzlich eine androgenetische Alopezie besteht, können Medikamente wie Finasterid oder Dutasterid eingesetzt werden – unter ärztlicher Aufsicht.
Fazit: Chronisches telogenes Effluvium ist behandelbar. Mit einer frühzeitigen Diagnose, individuell angepasster Therapie und Geduld lässt sich der diffuse Haarausfall erfolgreich umkehren und das Haarwachstum wiederherstellen.